ICE 2 ICE Live Blog
Ich habe mittlerweile 20 Tage, über 5.300 Kilometer und 32.300 Höhenmeter hinter mir. Zur extremen Hitze kommt seit gestern starker Gegen- und Seitenwind dazu. Auch die leichten, dafür ewig langen Anstiege, sind trügerisch. Gestern standen am Radcomputer zum Tagesende wieder einmal 2.500 Höhenmeter. Deshalb fällt es mir im Moment unglaublich schwer das Ziel vor meinen Augen zu behalten.
Ich weiß, dass es unglaubliche Willenskraft erfordert, so ein Projekt durchzuziehen. Heute ist einer dieser Tage, wo ich viel in Frage stelle. Warum tue ich mir so etwas eigentlich an? Wie weit gehe ich für Ice2Ice? Fragen, auf die ich gerade kaum Antworten finde. Denn, wenn zu dauerhaften Schmerzen und Müdigkeit auch noch so schwierige Bedingungen kommen, muss man sich extrem überwinden wieder aufs Rad zu steigen. Gerade geht es nur darum, irgendwie zu funktionieren.
Auf den Highways habe ich jeden Tag Angst und möchte mir gar nicht ausmalen, wie ein Unfall hier ausgehen würde. Heute morgen hat mich fast eine Böe erwischt. In Südafrika habe ich beim Training einmal erlebt, wie schnell man auf den nächsten Fahrstreifen oder sogar weiter gedrückt wird. Wenn dann ein Truck kommt, ist es aus. Obwohl heute Samstag ist und damit weniger Verkehr, ist die Situation nicht entspannter. Die vielen Leute, die beim Fahren aufs Handy schauen, weil nicht viel los ist, könnten uns verdammt schnell erwischen. Wir sind schließlich nur mit 30 km/h unterwegs.
Ich treffe viele Entscheidungen aus dem Bauch. Doch im Moment muss ich mich gegen das Gefühl, aus Risikogründen aufhören zu wollen, stellen und versuchen Ice2Ice sicher bis nach Ushuaia zu bringen. Das wünsche ich mir heute wirklich am meisten: Gesund ankommen!
Wir haben auf Grund der Windprognosen unsere Route mit Hilfe des Planungsteams in Wien ein bisschen geändert. Dazu nehme ich ein paar Höhenmeter mehr in Kauf. Ich habe aber relativ schnell gemerkt, dass es sich auszahlt, den Highway verlassen zu haben. Hoffentlich wird es morgen besser!