ICE 2 ICE Live Blog
Zu Tagesbeginn hatte sich der Nebel zum Glück verzogen und gab eine wunderschöne Aussicht frei. Nach ein paar Interviewaufnahmen und einem Kaffee von der netten Familie, die uns ihre Hauseinfahrt als Übernachtungsplatz angeboten hatte, ging es weiter. Mittlerweile sind wir mitten in den unbarmherzigen Anden angekommen. Meine Route führt durch die Cordillera Central, welche mit über 5.000 Meter hohen Vulkanen die höchste der drei Gebirgsketten in Kolumbien ist. Das bedeutet für mich, jeden Tag gegen extrem steile und lange Anstiegen zu kämpfen. Heute waren es am Ende des Tages unglaubliche 4.000 Höhenmeter! Würde ich diese Tagesleistung in Österreich bringen wollen, müsste ich drei Mal die Großglockner Hochalpenstraße hinauf fahren. Besonders bitter sind die Abfahrten in der Nacht. Bei Regen und wahnsinnigem Verkehrsaufkommen mit riesigen Trucks muss ich ständig bremsen und komme nie richtig ins Bergabfahren.
Auch die Autos kämpfen mit dieser Steilheit, die ich in den Alpen noch nie bei einem Pass gesehen habe. Vor allem mein 23 Jahre alter Toyota, den ich damals für 1.000 Euro als Schrottauto gekauft habe, leistet ganze Arbeit. Viele helfende Hände haben mich unterstützt, ihn nach Afrika auch für Ice2Ice fit zu machen. Bergab ist es für mein Team gerade sehr schwer direkt hinter mir zu bleiben, da wir meistens im Stau stecken und ich mit dem Rad dann natürlich trotzdem schneller bin.
Kurz vor Medellin erwartete mich ein wirklich besonderer Besuch! Inge, die mich vor zweieinhalb Jahren mit Chris bei Cairo2Cape begleitet hatte, mietete sich extra ein Auto, um uns auf der Strecke treffen zu können. Vor allem jetzt, wo ich sehe, dass ein dreiköpfiges Team das leistet, was Inge in Afrika jeden Tag alleine geleistet hat, ziehe ich noch mehr meinen Helm vor ihr. Vielen, vielen Dank für die unglaubliche Teamleistung und Unterstützung bei meiner Weltrekordfahrt 2016.
Medellin, einst die gefährlichste Stadt der Welt, präsentierte sich mit chaotischem Verkehr. Die Metropole ist riesig und deshalb wollten wir möglichst schnell durchfahren. Kerstin und Sami nutzten jedoch die Gelegenheit, um neues Equipment für die Drohne zu besorgen. Bei einer Tankstelle wartete ich mit zwei neugewonnen Fans auf mein Team bevor wir noch ein paar Kilometer weiter bis zum Nachtstopp fuhren.