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Nachdem der gestrige Tag eher bescheiden verlief, mit nicht einmal 190 km, brachen wir ihn vorzeitig ab, um heute früher zu starten. Die Änderung des Streckenplans hat sich eindeutig bezahlt gemacht. Kerstin studierte eingehend die Windkarten mit Unterstützung aus Wien und zusammen haben sie eine neue Route ausgetüftelt. Vom ursprünglichen Plan wichen wir ab und umfuhren das Gebirge auf der anderen Seite. Es waren zwar etwas mehr Höhenmeter, aber die neue Route löste das Problem mit dem Wind extrem gut.
Zwischenzeitlich hatten wir heute sehr starken Gegenwind. Meine langsamste Geschwindigkeit war 14 km/h bei 200 Watt, eine relativ hohe Tretleistung. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie zermürbend es ist, wenn man stundenlang wie ein Hamster im Laufrad gegen den Wind tritt. Dadurch, dass wir allerdings auf einer Hochebene waren, gab es eine relativ lange Abfahrt. Natürlich auch mit Gegenwind, aber durch die Abfahrt konnte ich trotzdem eine relativ hohe Geschwindigkeit erreichen. Das brachte am Ende des Tages 330 km und 1900 Höhenmeter. Man kann also sagen, dass die Streckenänderung taktisch sehr gut aufgegangen ist. Die ursprüngliche Route war den ganzen Tag eine Windkategorie höher und hätte uns mit mehr Gegenwind enorm aufgehalten. Durch Kerstins federführende Streckenänderung und der Flexibilität des ganzen Teams kurzfristig umzuplanen, konnten wir viel Zeit einsparen.
Die letzten 50 km fuhren wir wieder auf einem Highway. Es ist immer noch nervenaufreibend in der Nacht am Pannenstreifen zu fahren, aber mittlerweile fühle ich mich von Tag zu Tag sicherer. Ich werde von beiden Autos abgedeckt, es hat jeder von uns ein Funkgerät und der Campervan gibt immer Bescheid, wenn ein großer Truck kommt. Heute hat mich auf der Landstraße ohne Pannenstreifen ein LKW schon fast eingesogen, daher ist die Kommunikation einfach alles. Ich bin unglaublich dankbar, dass das Zusammenspiel der Crew schon so gut funktioniert. Denn diese Situationen sind natürlich auch für sie unglaublich nervenaufreibend. Die ganze Zeit in den Rückspiegel zu schauen, rechtzeitig zu hupen, um mich zu warnen, damit ich vom Aufleger schnell auf den normalen Lenker umgreifen kann, um das Rad stabiler zu halten. Das muss alles schnell passieren, denn die Trucks sind einfach viel schneller als wir unterwegs.
Mittlerweile fahren wir durch Colorado. Es gibt hier wieder eine sehr schöne Landschaft, die viel abwechslungsreicher ist als zuvor. Die Menschen wirken auch unglaublich freundlich und haben oftmals Mountainbikes hinten auf ihren Autos. Wir sehen zwar niemanden damit fahren, weil sie vermutlich von Mountainbike Park zu Mountainbike Park unterwegs sind, aber generell werden wir mehr angefeuert. Die Affinität zum Radfahren ist hier eindeutig höher. Es gibt immer wieder Leute, die uns überholen und bei der nächsten Möglichkeit stehen bleiben, auf uns warten und uns anfeuern. Sie motivieren mich unglaublich und können auch gleich die Bezeugungen für den World Record Versuch ausfüllen. Die sind auf der ganzen Strecke wichtig und ich bin froh, dass wir sie so problemlos bekommen.