ICE 2 ICE Live Blog
Es fällt mir von Stunde zu Stunde schwerer nicht an diesem beschissenen Gegenwind zu zerbrechen. Es ist so zermürbend, wenn man alles gibt, wirklich alles gibt, und dann als Höchstgeschwindigkeit 20 km/h am Garmin stehen hat. 20 km/h! Noch schlimmer wird es nur durch die Vorahnung, dass es die nächsten 2.000 km so weitergeht und wir heute lächerliche 160 Kilometer geschafft haben. Wir fahren die Küste Richtung Süden entlang und damit entgegen der Hauptwindrichtung, die hinauf in den Nordwesten geht. Links uns recht von mir nur Sand, ausgetrocknete Erde und sehr viel Müll. Die Straße ist kerzengerade und es gibt kilometerlang nichts, keine Infrastruktur, keine Menschen, nichts. Außer diesem elendigen Gegenwind – der ist immer da.
Ich bin mittlerweile an dem Punkt, wo ich mich wie in einem Albtraum fühle. Die Energie und Kraft, die ich fürs Radfahren bräuchte, geht momentan in den Erhalt meines mentalen Durchhaltevermögens. Aufgeben ist für mich keine Option, aber nach all den bisherigen Strapazen, kostet es mich immer mehr Überwindung weiterzumachen.
Wir haben heute einfach um 17:00 aufgehört. Gegen Windmühlen kämpfen macht keinen Sinn – gegen diesen orkanartigen Wind zu fahren schon gar nicht. Der Wecker ging dann um 03:00, um den schwächeren Wind in der Nacht auszunutzen. Davon habe ich allerdings nichts gemerkt, schneller als untertags wurde ich auch nicht. Wir haben uns um halb 6 in der Früh wieder hingelegt, ich konnte nicht mehr. Von Motivation kann keine Rede mehr sein. Die Freude darauf in ein paar Stunden wieder aufzustehen, hält sich in Grenzen. Momentan fühlt es sich einfach nur an, als müsste ich dieses Projekt mit aller Kraft durchziehen.
Wenn wer ein Motivations-Wundermittel hat, nur her damit!