ICE 2 ICE Live Blog
Der Tag hat ungewöhnlich spät gestartet, da wir ja erst um 09:00 über die Grenze konnten. Der Grenzübertritt ging erfreulicherweise sehr schnell, aber wir haben heute trotzdem nur 250 Kilometer geschafft. Das klingt wieder nicht nach viel, aber wenn man bedenkt, dass die Straßenverhältnisse so schlecht waren, wie schon seit dem Dalton Highway nicht mehr, relativiert sich das. Der Dalton Highway war sicher schlimmer, doch gleich danach folgt der heutige Tag. Mit der feuchten Hitze komme ich nicht wirklich zurecht, muss ich gestehen. Wir hatten zwar nur 36°C, aber die Luftfeuchtigkeit macht mich sehr fertig. Dahingegen bin ich sehr froh, dass wir wieder ein Stückchen weitergekommen sind. Nach der Mittagspause mit dem notwendigen Mittagsschlaf, wurden die Straßenverhältnisse zumindest etwas besser und ich ging die vielen Höhenmeter wieder frischer an.
Wir sind relativ viele Stunden in der Dunkelheit gefahren, da es bereits schon um 18:00 dunkel wird. Man muss sich das vorstellen, wie eine Landstraße, die links und rechts komplett finster ist. Auch die Ortschaften sind nur spärlich beleuchtet. Jedes Mal, wenn am Straßenrand Büsche auf die Straße gezogen werden, ist das ein Hinweis, dass hinter der nächsten Kurve ein Unfall zu sehen ist. Diese haben mich heute noch mehr belastet, als die körperliche Anstrengung. In Guatemala geht man mit dem Menschenleben nicht ganz so vorsichtig um, wie wir das gewohnt sind. Das hat man schon relativ bald gesehen, als wir die ersten Autos und Trucks sahen, die doppelt so schnell wie üblich unterwegs waren. Heute Nacht gab es zwei Unfälle, die mir schon sehr nahegegangen sind. Bei dem einen hat ein LKW ein Auto fast 200 Meter vor sich hergeschoben, bei dem anderen wurde, allem Anschein nach, ein Motorradfahrer von einem LKW erfasst. An diesem Ort haben sich, ohne zu Übertreiben, knapp 200 Menschen an der Unfallstelle versammelt, wo der Motorradfahrer abgedeckt am Straßenrand lag. Ich überlege immer, wie viel ich hier von meinen persönlichen Gedanken preisgebe. Aber das sind so die Sachen, die mich dann den ganzen Tag am Rad beschäftigen. Denn das war wahrscheinlich einer der Motorradfahrer, die uns zuvor überholten und mit ihrem Hupen anfeuerten. Ich hoffe einfach nur, dass wir alle gut und gesund in Ushuaia ankommen.
Jetzt freuen wir uns alle schon darauf etwas früher ins Bett zu kommen. Morgen geht es besonders früh los, damit uns nicht wieder eine geschlossene Grenze unerwartet aufhält.