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Gestern wurde es durch den Grenzübertritt und den letzten Pass doch sehr spät bevor wir uns niederlegen konnten. Deshalb sind wir heute zum ersten Mal nicht im Morgengrauen, sondern mit dem Tageslicht gestartet. Nachdem es um 18:00 schlagartig dunkel wird, haben wir gestern von Ecuador nichts mehr gesehen. Als wir dann heute aufstanden, waren wir ziemlich begeistert wie schön es hier ist. Die Berge sind massiv und wir sind permanent in enormen Höhen unterwegs. Diese merke ich zwar am Rad, aber mein Team hat sie erst so richtig durch die Wahnsinnsaussicht in der Früh wahrgenommen.
Der heutige Tag war recht gut. Ich war ja schon sehr gespannt, wie es mir nach gestern gehen würde. Aber mit 244 Kilometern und 4.600 Höhenmetern bin ich dann doch ganz zufrieden. Gleich in der Früh hat mich eine ecuadorianische Radfahrerin begleitet! Sie wurde wie die anderen Radfahrer, die schon mit mir gefahren sind, von uns mit Mannerschnitten versorgt und wir haben es uns nicht nehmen lassen ein Foto zu machen, bevor sich unsere Wege wieder trennten. Es ist ein unvergleichlicher Motivationsschub, wenn ich sehe, wie sie alle hineinbeißen, um mit mir mitzuhalten. Es macht so viel mehr Spaß mit anderen unterwegs zu sein!
In der Mittagspause (mit dem super Fleisch von Fritz) hatten wir noch eine richtig nette Begegnung. Wir trafen vier total liebe und freundliche Radreisende, die auch auf dem Weg nach Ushuaia sind. Allerdings bewältigen sie die Strecke von Guatemala bis nach Argentinien innerhalb von zwei Jahren und haben ihr gesamtes Gepäck mit auf dem Rad. Ihr Radclub soll Menschen in den Städten und am Land dazu motivieren mehr mit dem Rad zu fahren. Das kann ich natürlich nur unterstützen!
Nach diesen Highlights waren die kurzen Anstiege und Abfahrten wieder etwas härter. Besonders in der Hitze würde ich mir wünschen, dass die Streckenabschnitte nicht so schnell wechseln, damit ich in einen gleichmäßigeren Rhythmus hineinkommen kann. Bei der Durchquerung von Quito war daran sowieso nicht zu denken. Die riesige Stadt mitten in diesen steilen Hügeln war ziemlich beeindruckend. Wir hatten noch dazu wieder einmal Glück, denn in der Stadt gilt „Pico y Placa“: Das bedeutet, dass man nicht an allen Tagen und zu jeder Uhrzeit mit jedem Autokennzeichen in die Stadt fahren darf. Das richtet sich dann nach der letzten Ziffer des Kennzeichens und wenn man zu den verbotenen Stoßzeiten doch durch die Stadt fährt, können sie einem sogar das Auto wegnehmen. Das blieb uns erfreulicherweise erspart und wir sind ohne große Schwierigkeiten durchgekommen.
Am Abend nahm ich dann den letzten langen Anstieg in Angriff, der uns auf über 3.400 Meter brachte. Da oben war es saukalt und hatte nur 3°C. Hinunter konnte ich dann nur mehr mit Hardshell- und Daunenjacke, Handschuhen und Winterradschuhen fahren! Wer hätte sich das gedacht, wenn man gerade die Äquatorlinie überquert hat! (Kleiner Scherz)
Die Abfahrt war dann leider nicht ganz entspannt, denn ich hatte wieder einige unangenehme Situationen mit Straßenhunden, die aus der Dunkelheit auf die Straße stürmten und mich jagten. Zum Glück ist nichts passiert und wir können uns jetzt alle unverletzt auf die Nacht freuen.