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Tag 15

Unterwegs auf den Highways

Tag 15

Unterwegs auf den Highways

Die Rückkehr in die Zivilisation ist ganz schön nervenaufreibend. Ich wollte den Titel ja schon „Highway to Hell“ nennen, aber das war mir dann doch zu dramatisch. Die Fahrerei auf den kanadischen Highways ist trotzdem mäßig lustig, muss ich gestehen. Während die Auto- und LKW-Fahrer untertags noch alle zum Anfeuern hupen, sind sie vor allem nachts weniger entspannt.

Es ist selten, dass ich jeden Kilometer bis zu der 300-Kilometer-Marke hinunterzähle und so lange unter innerlicher Anspannung stehe. Von der Früh weg fuhr ich den ganzen Tag auf dem Pannenstreifen. Es gibt keine Sekunde in der ich mich entspannen kann, weil einen Meter neben mir die Trucks vorbeizischen und ich das Gefühl habe, sie ziehen mich mit ihrem Luftzug unter die Räder. Das Auto sichert mich die ganze Zeit von hinten und auch der Camper bleibt näher bei mir. Ich hoffe zwar, dass sich die Highway-Situation bald ändert, aber wahrscheinlich ist es nicht, da wir auf dem Weg in die USA sind.

Die ersten zwei Stunden führten entlang einer vierspurigen Stadtautobahn und ich habe mich noch nie so auf dem Rad gefürchtet. Das fühlte sich an, als würde ich auf der Südosttangente in Wien unterwegs sein, wo man als Radfahrer eigentlich wirklich nichts verloren hat. Hier gibt es für uns allerdings keinen anderen Weg, der schnell in den Süden führt.

Zusätzlich bestand der Belag auf den Straßen, die aus der Stadt hinausführten, noch aus Betonplatten, zwischen denen die Fugen mit einer Gummidichtung ausgekleidet waren. Leider fehlte genau diese oftmals und lies einen Spalt frei, in den genau ein Laufrad hineinpassen würde. Würde man da einmal unkonzentriert hineinfahren, wäre ein Sturz unausweichlich.

Wenn man solche Aktionen unternimmt und alles gut geht, dann ist man ein „cooler Hund“. Wenn etwas schief geht, war es das dann.

An  Tagen wie heute bin ich unendlich dankbar für die vielen Sprachnachrichten, die Sarah, meine Mitbewohnerin, im Vorfeld von lieben Menschen zusammengetragen hat. In solchen Phasen, wo ich mir denke, dass nichts weitergeht und einfach alles komplett zum Vergessen ist, da bringen mich diese Nachrichten wieder nach vorne. Das hilft mir sehr und motiviert mich zum Weitermachen. Mein Team hier versorgt mich gut und jammern hilft ja nichts. Besser schneller fahren, um auch schnell von den Highways runterzukommen.