Die 73. Tagesetappe haben wir auf Grund des Sturmes auf drei Teile gesplittet. Kurz nach 3 Uhr Früh stieg ich heute das erste Mal aufs Rad. Nach zwei Stunden war ich allerdings so durchgefroren und hatte derart schmerzende Zehen, dass ich mich wieder im Schlafsack verkroch. Nach kurzem Aufwärmen startete ich mit dem Sonnenaufgang erneut in den Kampf gegen den Wind. Am Nachmittag zwang uns der Sturm zur Pause. Die Abendfahrt dauerte dann bis ca. 23 Uhr.

Am Tagestacho stehen heute 202 km und knappe 2000 Höhenmeter. Im Moment können wir einfach nur von Tag zu Tag denken und möglichst oft die Windvorhersagen checken, um so das Beste draus zu machen. Vor einigen Monaten hätte ich mir nie gedacht, dass ich mich mit 200 km Tagen in Südamerika zufrieden geben muss. Da ich aber diesen extrem schwierigen Bedingungen ausgesetzt bin, ist diese Distanz das Maximum, das ich leisten kann ohne mich nachhaltig zu zerstören. Auf Biegen und Brechen könnte ich wahrscheinlich mehr rausholen. Doch gemeinsam mit meinem Team versuche ich immer genau den Mittelweg zu finden, der mich auch noch am nächsten Tag aufs Rad steigen lässt.

Zum Sonnenuntergang blieb ich noch einmal kurz stehen. Zusammen haben wir uns die letzten Sonnenstrahlen, die wir während Ice2Ice im Pazifik verschwinden sehen, angeschaut. Es war das Highlight eines Tages, der mich mental und körperlich einfach an die Grenzen bringt. Mittlerweile sind wir ins Landesinnere abgebogen.

Die Zeit, die ich gerade durchlebe, ist unbeschreiblich zermürbend. Es ist eine extrem schwierige Phase, weil ich mir das Ganze wirklich anders vorgestellt habe. Ich kann jetzt einfach nichts anderes machen, als jeden Tag zu kämpfen und nicht aufzugeben. Ich weiß gar nicht, wie ich das gerade beschreiben soll…

In diesen schweren Tagen, freut es mich umso mehr, dass Racing4Charity so grandios unterstützt wird. Nach dem Erreichen der 23.000 Euro, kam die großartige Nachricht über weitere 7.000 Euro, mit denen Ströck den Betrag aufrunden wird. Ich bin unheimlich dankbar für diesen tolle Zuschuss. Vielen herzlichen Dank! Wer Racing4Charity und somit Menschen, die an ALS oder ME/CFS erkrankt sind, mit einem Klick unterstützen möchte, kann dies bei „Sportler mit Herz“ tun. Bis 16. Oktober könnt ihr täglich abstimmen.

Morgen erwartet uns Chiles Hauptstadt Santiago. Nach den chaotischen und vor allem gefährlichen Zuständen in Medellin und Lima habe ich schon ein bisschen Bauchweh, wenn ich an die Fahrt durch die Stadt denke. Hoffentlich geht morgen alles gut! Drückt uns die Daumen!